Das Tanzkollektiv RichterMeyerMarx choreografiert Interviews als Feminismus-Update und Utopiesuche
Talk about Sex: Katja Richter, Helge-B. Meyer – Foto: Ronja Schulz
Für ihr feministisches Grundlagenwerk „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ führte Alice Schwarzer 1975 Interviews mit Frauen aus allen Gesellschaftsschichten – außergewöhnlich ehrliche Gespräche über Sexualität und die sich darin abbildenden Machtverhältnisse.
Als Grundlage einer Choreografie stoßen diese Texte im Jahr 2018 interessante Fragen an: Was hat sich verändert, welche Themen klingen wie von heute? Wie sieht aktuell eine sinnvolle Perspektive für das Verhältnis zwischen den Geschlechtern aus? Und wie lassen sich Interviewtexte tänzerisch umsetzen?
Das Performanceduo RichterMeyerMarx hat die Interviews von verschiedensten Schauspielerinnen und Schauspielern einlesen lassen. Der Verfremdungseffekt durch Männerstimmen, Altersunterschiede und Akzente holt die Texte aus der „Opfer-Ecke“, lässt die geschilderten Machtverhältnisse klarer wahrnehmen.
Der Tanz von Katja Richter und Helge-Björn Meyer sucht die emotionalen Untergründe der Geschichten, ohne zu illustrieren. Dazu dudelt Ravels mit sexuellem Genuss assoziierter „Bolero“, was in diesem Kontext mal zynisch, mal sehnsüchtig wirkt. Gemeinsam erzeugen die drei Ebenen ein überraschendes, assoziationsreiches Spannungsfeld. 
SUSANNE STERN

und weiteres

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